Im fahlen Licht des Mondes
Der historische Roman von Kerstin Groeper handelt von einer mutigen Cheyenne-Frau (Klappenbroschur) ab 16 Jahren
Winter 1876. Nach der Schlacht am Little-Bighorn-Fluss und den Sieg über General Custer, haben sich die Cheyenne wie gewohnt in ihre Winterlager zurückgezogen. Auch Moekaé, eine junge Frau, freut sich auf die Ruhe des Winters. Als eines Morgens Kugeln in ihr Tipi schlagen, beginnt für sie eine verzweifelte Flucht. Nach schweren Kämpfen werden die Cheyenne schließlich gestellt und ins Indianer-Territorium deportiert. Dort siechen die Menschen unter schrecklichen Bedingungen dahin. Sie sind das Klima nicht gewohnt, zudem reichen die gelieferten Lebensmittel kaum aus, um den ärgsten Hunger zu lindern. Mit einigen Entschlossenen bricht Moekaé auf, um wieder in ihre angestammte Heimat im Norden zurückzukehren. Mitten im Winter sind die Cheyenne so geschwächt, dass ein Teil der Menschen sich nach einem entbehrungsreichen Weg schließlich im Fort Robinson ergibt. Dort verschlimmert sich die Lage so sehr, dass die verzweifelten Menschen den Ausbruch wagen, unter ihnen auch Moekaé. Sie ist hochschwanger, als sie mitten im Schneesturm von einer Kugel getroffen wird … denn die Soldaten und weißen Siedler beginnen eine gnadenlose Hetzjagd auf die verhassten Indianer.
Rezension im "Amerindian Research" 2/2016 Nr 40
Der neue Roman von Kerstin Groeper ist wieder eine kompakte und spannende Geschichte aus der Welt der amerikanischen Ureinwohner. Während die letzten Romane der Autorin vor allem das Leben der Sioux beleuchteten, gab es bereits bei „Wie ein Funke im Feuer“ Kontakte zu den Cheyenne. Diese sind nun im neuen Roman die Haupthelden. Dabei wagt Groeper einen großen Wurf: sie thematisiert die Geschichte der Cheyenne in der Zeit nach der Schlacht am Little Big Horn; zeigt den langen und qualvollen Weg aus der Prärie nach Fort Robinson und die Flucht aus diesem Zwangslager.
Mit der Konzentration auf die Heldin Moekaé gelingt es Kerstin Groeper, eine enge Bindung zwischen dem Leser und der Handlung aufzubauen. Es fällt schwer, sich dieser Handlung zu entziehen und das Buch einfach aus der Hand zu legen. Viel zu oft leidet man mit der Heldin mit; fragt sich, warum es so viel Ungerechtigkeit, so viel Gewalt und Hass gegeben hat. Die Geschichte der Cheyenne ist eine besonders tragische und der Leser wird sicher sehr oft emotional reagieren. Dabei sind solche Szenen durchaus auch heute denkbar. Zwar leben die Nachfahren der Cheyenne, die im Roman beschrieben werden, heute in den Reservationen - besonders glücklich sind sie darüber nicht unbedingt. Die Autorin hat sich zu diesem Buch von einem heute lebenden Indianer inspirieren lassen: Mitch Walking Elk ist zwar ein Kind unserer Zeit, hat aber in seinem Leben durchaus nicht viel weniger Schmerz und Leid erfahren als seine Vorfahren, um die es im vorliegenden Roman geht. Seine Biografie „There will be no surrender“ ist übrigens auch im TraumFänger Verlag erschienen.
Die Handlung des Romans beginnt 1876, im Winter nach der Schlacht am Little Big Horn. Kerstin Groeper hält sich sehr genau an die bekannten historischen Ereignisse, sie hat sich die Gräuel, die sie beschreibt, nicht ausgedacht. Sie gibt den vielen unbekannten Opfern einen Namen. Damit will sie die Cheyenne dem Vergessen entreißen. Das ist ihr auf jeden Fall gelungen. Die Handlung zieht den Leser in ihren Bann. Ganz nebenbei werden viele Fakten aus der Geschichte der Cheyenne vermittelt. Wer sich mit der Historie auskennt, der wird bestätigen können, dass hier sehr gut recherchiert wurde, dass die Romanhandlung sehr gut in die tatsächliche Geschichte eingebettet worden ist. Auf die Handlung möchte ich hier gar nicht eingehen, um die Geschichte nicht vorab zu erzählen. Auf alle Fälle ist es eine lohnenswerte Lektüre, die bestimmt bei vielen Lesern tiefe Eindrücke hinterlassen wird. Kerstin Groeper beweist wieder einmal, dass sie nicht nur viel Sachverstand besitzt, sondern dass sie dazu auch noch wunderschöne Geschichten erzählen kann.
Rezension zu „Im fahlen Licht des Mondes“ im Magazin für Amerikanistik Heft 1 1/ Quartal 2016
Nach der Schlacht am Little Big Horn im Juni 1876 setzte die US-Armee alle Kräfte ein, um die erlittene Schmach auszuwetzen. Innerhalb mehrerer Monate waren die meisten beteiligten Stammesgruppen gestellt und in Reservationen verdrängt. So auch die Northern Cheyenne, die weit von ihren ursprünglichen Jagdgründen nach Oklahoma deportiert wurden.
Hier wären sie zugrunde gegangen, also verließen etwas 300 unter Führung von Dull Knife und Little Wolf dieses Gebiet und machten sich auf den langen Weg zurück nach Norden, verfolgt von der Armee. 150 Northern Cheyenne wurden schließlich gestellt und hatten keine andere Wahl, als sich in Fort Robinson (im heutigen Nebraska gelegen) zu ergeben.
Da sie sich weigerten, nach Oklahoma zurückzugehen und verlangten, wieder in ihre alte Heimat gehen zu dürfen, sperrte der Kommandant des Forts die Indianer in einer ungeheizten Mannschaftsbaracke ein und verweigerte ihnen die Versorgung.
Von Verzweiflung und Hunger getrieben, brachen diese Menschen im bitterkalten Januar 1879 aus der Baracke aus. Es kam zu einem erbitterten Kampf. Zwischen 30 und 60 Cheyenne kamen ums Leben. Um die 80 wurden wieder eingefangen und zurück ins Fort gebracht. Nur wenige entkamen und retteten sich auf die Sioux-Reservationen. Diese dramatische Geschichte, der Kampf der Northern Cheyenne um die Rückkehr in ihre Heimat ist der Hintergund dieses neuen Romans von Kerstin Groeper.
Im Mittelpunkt steht Moekaé, eine junge Cheyenne-Frau, die den Weg nach Oklahoma und den Ausbruch aus der Reservation ebenso miterlebt wie den langen Marsch nach Norden, die brutale Gefangenschaft in Fort Robinson und den verzweifelten Ausbruchsversuch.
Kerstin Groeper hat wie auch in ihren früheren Büchern einen großen Spannungsbogen aufgebaut, der den Leser von Beginn an einbezieht und fesselt. Sie nimmt den geschichtlichen Abläufen das Abstrakte, erweckt sie zum Leben, schafft Protagonisten, die anrühren und zum Identifizieren einladen. Aus Daten und Fakten wird Fleisch und Blut, werden Menschen, die lachen und weinen, die sorgen und Freude empfinden und um ihre Existenz ringen.
Vor dem Hintergrund der Feldzüge im Gefolge von Little Big Horn entsteht ein großes Panorama des Lebens. Das zeichnet diesen Roman aus. (Dietmar Kuegler)
Moekaé kniete am Feuer im Tipi und starrte sinnend in die Glut. Die Hände ruhten in ihrem Schoß, untätig, und doch waren sie schwielig und kräftig, gewohnt schwere Arbeit zu verrichten. Moekaé genoss die Ruhe. Nur gedämpft drangen die Geräusche der umliegenden Zelte an ihr Ohr. Leise, fröhliche Stimmen waren zu hören und dazwischen das Knurren von Hunden, die sich um irgendwelche Knochen balgten.
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Kerstin Groeper
Kerstin Groeper als Tochter des Schriftstellers Klaus Gröper in Berlin geboren, verbrachte einen Teil ihres Lebens in Kanada. In Kontakt mit nordamerikanischen Indianern entdeckte sie ihre Liebe zur indianischen Geschichte, Kultur und Sprache. Sie lernte Lakota, die Sprache der Teton-Sioux und ist aktives Mitglied einer Vereinigung, die sich der Unterstützung zum Fortbestehen der Sprache und Kultur der Teton-Sioux widmet und Mitarbeiterin beim Aufbau der Lakota Village Circle School auf der Pine Ridge Reservation in South Dakota. In Deutschland führt sie regelmäßig Referate und Seminare über die Sprache, Kultur und Spiritualität der Lakota-Indianer durch. Kerstin Groeper arbeitete als Autorin für Omni und Penthouse und schreibt heute Artikel zum Thema Indianer u.a. für das renommierte Magazin für Amerikanistik. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in der Nähe von München.