Die Farben der Sonne, die Geschichte der Steinpferde
Sonderpreis! All Age: Ein Großstadtjunge mit indianischer Abstammung kehrt zu seinen Wurzeln auf der Reservation zurück (Taschenbuch)
Jugendbuch um einen Indianer, der nichts davon wissen will. Erst die Liebe zu den Pferden seines Großvaters zeigt ihm ein anderes Leben auf der Lakota-Reservation.
Blue McKanzie, ein zwölfjähriger Großstadtjunge, schlägt sich nach dem Tod seiner Mutter allein durch die Straßen
Chicagos. Sein Vater, der die Familie verlassen hatte, als sein Sohn fünf war, lässt den Jungen auf Anweisung des Jugendamtes von der Polizei einfangen und tritt das Sorgerecht an Wayton Stone Horse ab, den Großvater des Jungen. Doch Blue hat ganz andere Lebensvorstellungen und ist nicht begeistert, als er feststellt, dass er zur Hälfte Indianer ist und nun auf der Pine Ridge Indianerreservation leben soll. Nur seiner Schwester Bonnie zuliebe erträgt er die anfänglichen Schikanen und unterdrückt den Impuls, einfach wieder abzuhauen. Und dann sind da noch die Pferde … und Großvater Wayton, der einen eigentümlichen Zauber auf ihn ausübt. Als plötzlich die Pferdeherde der Familie verschwunden ist, muss auch Blue sich bewähren.
Rezension im Magazin für Amerikanistik Ausgabe 4/2014
Die Farben der Sonne
Wenn man dieses Buch liest, fragt man sich, warum nicht mehr Bücher dieser Art erscheinen. Indianer repräsentieren nicht nur eine historische Kultur, sie sind auch Menschen unserer Zeit, leben in unserer Welt, versuchen im „Schmelztigel“ Nordamerikas, in dem jeder unwiderstehlich einbezogen wird, ihre eigene Identität zu bewahren. Sie gehen ihren eigenen Weg, und sie lösen die Fragen des Alltags auf ihre ganz eigene Art.
Ihr Lebensumfeld bietet sich für geschickte Autoren förmlich als Kulisse an - und der Autor leistet damit nicht nur Unterhaltungsarbeit, er hilft mit daran zu erinnern, daß es noch immer Indianer gibt, daß eine kleine, hochinteressante Volksgruppe existiert, die sich vom Konglomerat anderer Gruppierungen abhebt und unsere Aufmerksamkeit benötigt.
Hinzu kommt, daß das Buch von Brita Rose-Bilert eine gute Erzählung ist. Eine spannende Geschichte, überzeugende Charaktere, gut geschrieben.
Blue McKanzie, ein zwölfjähriger Großstadtjunge, schlägt sich nach dem Tod der Mutter allein in den Straßen Chicagos durch. Sein Vater, der die Familie verlassen hatte, als der Junge fünf Jahre alt war, läßt ihn auf Anweisung des Jugendamtes einfangen und tritt das Sorgerecht an Wayton Stone Horse ab, den Großvater. Doch Blue hat andere Lebensvorstellungen. Er ist nicht begeistert, als er erfährt, daß er zur Hälfte Indianer ist und ab jetzt auf der Pine Ridge Reservation in South Dakota leben soll. Nur seiner Schwester Bonnie zuliebe erträgt er die anfänglichen Schikanen und unterdrückt den Impuls, einfach wieder abzuhauen. Aber sein Großvater Wayton hat eine starke Wirkung auf ihn, und dann gibt es die Pferde der Familie. Als diese Tiere plötzlich verschwinden, muß Blue sich bewähren. Er wird, um es griffig auszudrücken, vom „Stadtindianer“ zu einem echten Lakota.
Dieser Roman enthält Szenen, die den Charakter von traditionellen Western haben – aber eben in unserer heutigen Zeit angesiedelt sind. Szenen, die an alte indianische Lebensweisen erinnern – nur, daß die handelnden Personen Jeans und T-Shirts tragen und sich in der Sprache der Gegenwart unterhalten.
Rose-Billert knüpft die Verbindung zwischen der historischen und der gegenwärtigen Welt. Sie zeigt mit der Art, in der ihre Figuren sich verhalten, die ungebrochene Linie zwischen dem Gestern und dem Heute.
Jeder von uns ist – ob er will oder nicht – Erbe seiner Kultur und trägt Prägungen in sich, die sich nicht abschütteln lassen. Auch Blue McKanzie kann sich seines indianischen Erbes nicht entledigen. Es ist da, und es beeinflusst ihn und seine Handlungen. Brita Rose-Billert hat Einfühlungsvermögen und ihre große Pferdekenntnis kommt ihr bei diesem Werk auch zugute. Ein spannender Roman. Dietmar Kuegler
Die Farben der Sonne
AmerIndian Research, Bd. 8/3 (2013), Nr. 29 201
In diesem Buch geht es um Blue McKanzie, einen Jungen, der mit zwölf Jahren bereits ein bewegtes Leben hinter sich hat und in Chicago auf der Straße lebt, seit seine Mutter verstorben ist. Sein Vater, der den Kontakt zu seinem Sohn bereits früh abgebrochen hat, muss sich nach behördlicher Aufforderung plötzlich um Blue McKanzie kümmern und ist mit dieser Aufgabe erst einmal völlig überfordert. Deshalb tritt er das Sorgerecht an den Großvater des Jungen ab. Damit beginnt ein neues Kapitel in dessen Leben, denn der Großvater lebt auf der Pine Ridge Indianerreservation und ist ein waschechter Lakota. Blue McKanzie hat als Halbblut sofort Probleme in der neuen Umgebung, denn in der Schule wird er von vielen seiner Mitschüler nicht akzeptiert. Aber es gibt zum Glück die Familie, und außerdem gibt es da noch die Pferde der Familie. Und diese sind es auch, die Blue McKanzie helfen, sich schnell in die neue und ungewohnte Umgebung zu finden. Er freundet sich auch bald mit seinem ärgsten Widersacher an. Entscheidend sind das plötzliche Verschwinden der gesamten Herde und der Versuch, diese wieder zurück nach Hause zu bringen. Auf der abenteuerlichen Suche nach den Pferden findet Blue McKanzie nicht nur einen Freund fürs Leben, sondern erkennt auch sehr deutlich, wo er hingehört und wo er in Zukunft leben möchte. Außerdem entwickelt sich auch das Verhältnis zu seinem Vater ganz anders, als es noch am Beginn des Buches schien. Man mag nach dem Lesen des Buches vielleicht meinen, die Autorin würde die ganze Entwicklung im Roman zu positiv malen. Aber sie zeigt mit diesem Buch auch, dass es begründete Hoffnungen für ein erfülltes Leben auf Pine Ridge gibt. Und letzten Endes geht es hier nicht nur um Pine Ridge, sondern um das Verhältnis der Kinder zu ihrer Familie überhaupt. Dass Großvater und Großmutter eine besondere Rolle spielen, kommt im Buch besonders deutlich zum Tragen. Bei allem Optimismus, den dieses Buch ausstrahlt – die gesamte Geschichte ist sehr realistisch und bietet dem Außenstehenden auch einen Einblick in das gegenwärtige tägliche Leben auf Pine Ridge. Ein sehr schönes Buch, das keinesfalls nur für Kinder geeignet ist. MK
Brita Rose-Billert Die Farben der Sonne
Blue Light Shadow
Die Dämmerung beherrschte die engen Straßenschluchten. Es war weder Tag noch Nacht. Schwarze Wolken hatten sich bedrohlich über den Häuserblöcken der großen Stadt ausgebreitet. Der Donner krachte wie ein Kanonenschuss. Dann prasselte der Regen mit aller Macht auf den Asphalt nieder. Zwei Jungen flüchteten zwischen Mülltonnen, Dreck und Zigarettenkippen in das Kellerloch eines verlassenen Hauses. Der Regen verwandelte die Gasse innerhalb kürzester Zeit in einen reißenden Bach. „Der Missouri kommt zu uns. Siehst du?” Sie lachten.
Zusammengekauert, mit angezogenen Knien, saßen sie im Kellerloch und beobachteten die Regentropfen, die mit voller Wucht wieder vom Asphalt prallten. Der eine der beiden Jungen war größer als sein Freund. Sein ebenmäßig braunes Gesicht war etwas kantig und ließ ihn älter erscheinen als seine zwölf Jahre. Das halblange, schwarze Haar glich einem Mopp, der allerdings aus dem Wasser gezogen und ausgeschüttelt worden war. Einige Haarsträhnen klebten über dem Gesicht. Sie reichten über die Nasenspitze bis fast zum Kinn. Das Regenwasser tropfte langsam
herab auf die verwaschene Jeans. Der Junge wischte es mit dem Arm zur Seite. Schwarze Augen funkelten sein Gegenüber an. „Du siehst aus wie eine gebadete Maus“, lachte der Junge, den Regen übertönend.
Das gesamte Kapitel herunterladen.