Comanchen Mond Band 2
Der zweite Teil von Comanchen Mond!
Der letzte Sommer in den Plains
In der Fortsetzung von „In den Plains“ trifft Summer-Rain nach ihrer langen Reise in ihrem Dorf ein, das soeben von der US-Armee angegriffen wird. Als sie in dem blutigen Chaos versucht, eine Freundin zu retten, gerät sie in Gefangenschaft und wird schwer misshandelt. Running-Fox, der ebenfalls auf dem Weg zu den Comanchen ist, gelingt es, sie zu befreien. Doch die Wiedersehensfreude ist nur von kurzer Dauer: Beide kommen einem Geheimnis auf die Spur, das auf immer zwischen ihnen stehen wird.
Nach dem Angriff entschließt sich die kleine Antilopenbande, das Gebiet im Colorado-Territorium aufzusuchen, das ihnen vor vielen Wintern als Geschenk des Friedens versprochen wurde. Um vor weiteren Übergriffen der US-Armee sicher zu sein, schicken sie Summer-Rain in Begleitung eines Kriegers aus, um den Weg zu erkunden. Immer wieder geraten die beiden in Lebensgefahr, denn ein Pawnee-Kundschafter der Armee ist ihnen auf den Fersen und sinnt nach Rache. Auch in Colorada droht Gefahr, denn John Black, der liebenswerte, alte Trapper, ist inzwischen gestorben und hat Summer-Rain als Haupterbin seines Vermögens eingesetzt. Frank Hamilton, der geldgierige Schwager des Trappers, sieht sich um sein Erbe geprellt und sendet Ben Grifford aus, um die unliebsame Erbin aus dem Weg zu räumen. Wer ist Summer-Rain wirklich?
Der zweite Teil der Comanchen Mond Saga bringt überraschende Wendungen und erzählt mehr über die Vergangenheit von Summer-Rain und Running-Fox.
Amerindian Research 1/ 2022
Am Ende des Bandes ihres Romans "Comanchen Mond: in den Plains" (vgl. Rezension in Amerindian Research 16,1 /2021, S. 60 f) wurde von der Autorin angekündigt, dass eine Fortsetzung ihrer Darstellung des Schicksals einer Gruppe der Comanchen folgen würde. Dies ist nunmehr in zwei dicken Bänden erfolgt! Es geht um die Ereignisse des Jahres 1872, als der Kampf der "weißen" Siedler bei ihrem Vordringen in die südwestlichen Ebenen, die später zum US-amerikanischen Bundesstaat Colorado gehören sollten, die Ureinwohner und deren Lebensraum mittels unterschiedlicher Methoden intensiv bedrängte. Die Untertitel zeigen deutlich den abgesteckten Rahmen: Es gab einen letzten Sommer in den Plains, als sich Comanchen noch durch Widerstand und Flucht der Bevormundung, dem Abschieben in eine Reservation und der Aufgabe ihres mit den Pferden entwickelten neuen Lebens weitgehend zu entziehen vermochten. Und es folgte dann die Beobachtung der "Verwehte(n) Spuren in den Plains", reflektiert in verschiedenen Kapiteln, die wie ein vielfarbiges Mosaik das Denken und Handeln der Menschen jener Zeit unter den gegebenen Umständen wiedergeben. Der Hinweis, dass die Geschichte frei erfunden sei und Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen und Personen rein zufällig wäre, schließt nicht aus, dass bekannte Informationen über die stattgehabten Machtkämpfe, die Massaker an den Bisons, an den Ureinwohnern sowie ihren Mustangs und auch Auseinandersetzungen zwischen den Amerikanern verschiedener soziokultureller Position und Haltung eingeflossen sind. Der Leser begegnet den Protagonisten der Darstellung immer wieder in unterschiedlichen Situationen und muss feststellen, was gerade die sehr ausführlichen Beschreibungen verdeutlichen: Handlungen, Einsichten, Widerstreit verfeindeter Gruppen und Personen, Zusammenwirken auf Grund wachsender Erkenntnis von Zusammenhängen, Befindlichkeiten, Zuneigung und Liebe, aber auch Brutalität aus persönlichem Hass oder verbreitetem Rassismus und Verachtung von "Weißen" für die Menschen anderen Phänotypus und anderer Lebensweise, sowohl der Comanchen als auch der inzwischen "freien" einstigen Sklaven aus den Südstaaten, bestimmten das Schicksal der verschiedenen Menschen dort vor einhundertfünfzig Jahren in einem Wirbel von gegenseitiger Beeinflussung und Veränderungen. Die Aktivitäten der Comanchen, welche die verwilderten Pferde aus einstigem mexikanischen Besitz Jahrzehnte zuvor übernommen hatten und für sich domestizierten, hatten mittels der Mustangs das Leben als Büffeljäger ganz neu gestalten können. Dies ist der Autorin besonders wichtig: Sie hat es verstanden, das Miteinander von Mensch und Tier – mit dem sie aus eigenen Erfahrungen des Lebens auf einem "Pferdehof" sehr vertraut ist – in vielfältiger Weise und detailliert darzustellen. Damit wie auch mit den Beschreibungen der Umwelt gewinnt diese Romanserie sehr, in der sich alle diese Ereignisse unterschiedlichen Charakters abspielten. Die Leser können so an den Erlebnissen emotional intensiven Anteil nehmen, da auch die blutigen Auseinandersetzungen und Orte des Grauens in allen Einzelheiten beschrieben werden. Man kann sich dessen nicht entziehen, Stellung zu nehmen gegen alle die aufgezeigten damaligen Brutalitäten. Lautet das Motto des 2. Bandes doch: "Die Wahrheit, vor der wir uns fürchten, liegt so lange im Dunkeln, bis wir bereit sind, sie zu erkennen und ans Licht zu bringen." Aber auch das Motto des 3. Bandes ist für uns Leser des 21. Jahrhunderts noch ebenso wichtig: "Dass wir nicht wissen, was uns erwartet, hat etwas Tröstliches." – und so lesen wir mit Spannung, wie sich die einzelnen Schicksale damals und dort im Südwesten der USA gestalteten und können unsere Lehre daraus für unsere eigene Haltung ziehen. Die Romanserie ist in ihrer Konzeption und Gestaltung sehr interessant. UTS
Die klaren Wasser des texanischen Colorado River spülten kleine Wellen bis an das versandete, allmählich steiler werdende Ufer. Auf der anderen Seite schirmte dichtes Gehölz die dahinterliegende Böschung ab. Der Fluss, aus dem Llano Estacado kommend, hatte bereits eine felsige Berglandschaft hinter sich gelassen, um hier – an zahlreichen Canyons vorbei – durch offene Prärie nach Südosten zu fließen. Viele Meilen weiter kam der Concho River mit seinem meist schlammigen Wasser dazu, bevor er – noch vor dem San Saba, dem Llano River und schließlich dem Pedernales – an Austin vorbei in den Golf von Mexiko mündete.
Die Tipis der Antilopenbande standen wie immer in loser Formation entlang des Flusses. Lediglich Familien gruppierten sich enger zusammen. Mittlerweile hatte der Monat begonnen, den die Comanchen ‚Mond der herabfallenden Blüten‘ nennen. Dark-Nights Augen sahen noch eingefallener aus als sonst, durch dunkle Schatten untermalt, ihre Wangen hohl und blass. Großmutter plagte ihre Arthritis. Manchmal konnte sie kaum mehr die Finger zu Fäusten ballen.
Dream-In-The-Days Schwangerschaft war inzwischen gewaltig fortgeschritten. Sie trug ihren runden, gewölbten Bauch stolz vor sich her. Irgendwie sah sie hübscher aus – das musste auch Magic-Flower bemerkt haben. Sie hielt sich mit ihrer spitzen Zunge in letzter Zeit etwas zurück. Woran das lag, konnte man nur vermuten. Wahrscheinlich bekam das hübsche Mädchen auf einmal keinen Zuspruch mehr, wenn es wie immer lästernd über andere herfiel. Ihre schamlose Art, Dream-In-The-Day schlechtzumachen, kostete sie ihre einstigen Freundinnen.
Dream-In-The-Day dagegen besaß seit ihrer Heirat mit Gray-Wolf mehr Einfluss als jemals zuvor. Die Konsequenz, mit der sie immer schon ihre Meinung vertrat, hatte sie auch jetzt nicht abgelegt. Crow-Wing hingegen musste sich vorsehen, um nicht ganz und gar in Ungnade zu fallen. Die meisten Frauen nahmen es ihr übel, dass sie sich in die Angelegenheiten ihres Mannes einmischte, was Dark-Night betraf. Immer öfter schlossen sie sie daher von ihren gemeinsamen Vergnügungen aus. Dabei hätte sie doch froh sein sollen, sich mit einer so jungen Frau die Arbeiten teilen zu können. So jedenfalls dachte die Mehrheit. Crow-Wing wollte davon nichts hören. Sie war bisher ohne Dark-Night ausgekommen und wollte sich auch in Zukunft in nichts hineinreden lassen. Der eigentliche Grund jedoch war ihre immerwährende Eifersucht.
Icy-Wind aber kümmerte sich nicht um die Zwistigkeiten in seinem Tipi. Für ihn zählte nur seine eigene Bequemlichkeit. Mochten sich doch seine beiden Frauen in die Haare kriegen – was kümmerte es ihn? Und das Geschwätz der Weiber interessierte ihn sowieso nicht. Trotzdem war er von Tag zu Tag misstrauischer geworden.
Dann war dieser Zwischenfall auf dem Geröllfeld passiert. Er hatte sich dazu hinreißen lassen, Crow-Wings Zuflüsterungen zu glauben, und sich dabei beinahe vor dem ganzen Lager blamiert. Natürlich vermutete er auch heute noch, dass ihn damals Light-Cloud zusammen mit Storm-Rider hereingelegt hatte. Doch die beiden waren dabei so geschickt vorgegangen, dass es keinerlei Beweise gab. Nun lauerte er auf eine Gelegenheit, es ihnen zu vergelten – vor allem Light-Cloud. Sich von seiner eigenen Frau vorführen zu lassen, das war gegen seine Ehre, und so sann er auf Rache. Der Tagesablauf eines Kriegers war angefüllt mit Arbeit. Er hatte ein Recht darauf, wenigstens in seinem Tipi Ruhe und Erholung zu finden. Immerhin bestand für ihn die Möglichkeit, sich mit diesem Problem an ihren Häuptling, Old-Antelope, zu wenden. Das hätte die Sache ein für alle Mal aus der Welt geschafft. Der alte Mann stand seit vielen Wintern an der Spitze der Antilopenbande. Sie liebten und achteten ihn für die Art, wie er Streitigkeiten schlichtete, bei Familienzwisten ein gerechtes Urteil fällte, ja, sogar die jungen Krieger in ihrem Übermut zu zügeln verstand. Für Recht und Ordnung im Lager zu sorgen, war für ihn eine stetige Herausforderung. Dass es keine größeren Streitigkeiten gab, dafür sorgte er zusammen mit Great-Mountain. Niemandem war es bisher eingefallen, diesen beiden ihre Positionen streitig zu machen.
Anstatt sich an sie zu wenden, verbrachte Icy-Wind in letzter Zeit die Tage damit, seiner zweiten Frau hinterherzuspionieren. Sollte sie ihn mit Light-Cloud betrügen, würde er das über kurz oder lang selber herausfinden. Kein Tag verging, an dem er nicht dort auftauchte, wo sie gerade war. Einige der Männer, besonders die jungen, machten sich bereits einen Spaß daraus, ihn in die Irre zu führen. Dieser Zustand konnte nicht mehr lange gutgehen. Das war wie bei dem Topf mit Fleischbrühe über dem Feuer; wenn man nicht aufpasste, kochte irgendwann alles über.
Eine friedliche Lösung wäre für alle Beteiligten am besten gewesen und hätte endlich wieder Ruhe einkehren lassen. Doch das galt nicht für einen so nachtragenden und in seiner Ehre gekränkten Mann wie Icy-Wind. Die Feindschaft zwischen ihm und Light-Clouds Familie rührte noch aus den Zeiten von Sun-In-The-Red-Hair. Eine Entscheidung musste endlich fallen. Diese ganze Sache begann bereits Zwietracht in der kleinen Gemeinschaft zu säen. Die Meinungen, was Light-Cloud betraf, wenn etwas an der Sache dran sein sollte, oder Icy-Winds Recht gingen inzwischen weit auseinander. Ja, es wurden bereits unter der Hand Wetten abgeschlossen, was die Möglichkeiten einer Lösung betraf. Da gab es verschiedene. Bestrafte Icy-Wind seine Frau, indem er sie verunstaltete? Schickte er sie zurück, oder würde er Light-Cloud herausfordern? Eine offene Auseinandersetzung konnten sich viele, die Icy-Winds hochfahrende Art kannten, durchaus vorstellen. Mord – so etwas kam unter Comanchen so gut wie nie vor.