
Ich werde mich nie ergeben, There will be no surrender
Die Autobiographie von Mitch Walking Elk, Angehöriger der Cheyenne-Arapahoe. Von der Boardingschool zum AIM Aktivisten und Musiker (Hardcover)
Biographie um eines Aktivisten des American Indian Movement, der sich für die Rechte der Indianer Nordamerikas einsetzt.
Die Autobiographie von Mitch Walking Elk, Angehöriger der Cheyenne-Arapahoe. Mitch hat irgendwie schon alles erlebt: Von den grausamen Alltag einer Boarding School, über Gefängnisaufenthalte, Alkohol, und Scheidungen bis hin zu den gefeierten Konzerten auf seinen Tourneen. Er erkannte, dass Indianer in den USA für ihre Rechte kämpfen müssen und wurde Aktivist des American Indian Movement. Der Kampf für die Rechte der indianischen Bevölkerung spiegelt sich auch in seinen Texten wieder. Mitch kann seine Geschichte erzählen. Mit seinen Worten findet er eine Realität, die uns nahe geht.
There will be no surrender
AmerIndian Research, Bd. 7/4 (2012), Nr. 26
Wer dieses Buch gelesen hat, der wird auf Garantie tief ergriffen sein. Das Leben von Mitch Walking Elk, eines Cheyenne-Arapahoe, ist ein sehr bewegtes Leben und man darf durchaus behaupten, dass nicht jeder dieses Leben bis zum heutigen Tag gelebt hätte. Die Autobiographie erzählt eine Geschichte, die einmalig ist auf dieser Welt, die jedoch in ähnlicher Weise (was einzelne Etappen betrifft) von vielen Angehörigen der Cheyenne oder anderer Stämme durchlebt worden ist.
Mitch Walking Elk wurde am 28. Dezember 1950 geboren, er wird also Ende dieses Jahres bereits 62 Jahre alt werden. Seinen Vater hat Mitch nie kennen gelernt und seine Mutter trank. Trotzdem verlebte Mitch die ersten Jahre seines Lebens im Kreise seiner Familie. Aber mit sechs Jahren musste er in eine sogenannte Boarding School eintreten. Mit einem Mal von seiner Familie getrennt und unter entwürdigenden Bedingungen in ein Internat gezwungen durchlebte er eine Zeit, die ihn bis zum heutigen Tag traumatisiert hat. Und den anderen Kindern ging es nicht anders. Dieses System der Umerziehung indianischer Kinder unter dem Deckmantel der Zivilisation war eine perfide, menschenverachtende Maßnahme, die jedem einzelnen Betroffenen tiefes Leid zugefügt hat.
Es ist ein indianisches Leben, das in diesem Buch minutiös aufgezeichnet ist. Das Leben eines Mannes, der in einer uns fremden Kultur geboren wurde und den weiße Menschen dazu zwangen, diese Kultur zu vergessen und in unserer Kultur, der des weißen Mannes aufzuwachsen. Weil sie der Meinung waren, dass die eigentliche Kultur, zu der dieser Mensch gehörte, es nicht wert sei, erhalten zu werden.
Es war eine furchtbare Zeit, in der er aufwuchs. Eine Zeit, in der mehrere Generationen indigener Menschen die Identität geraubt und das kulturelle Rückgrat gebrochen werden sollte. Eine Zeit, in der sie als Regierungsmündel so gut wie rechtlos waren.
Sie haben sich gewehrt. Manchmal unspektakulär und ausdauernd, manchmal laut und heftig – und sie hatten Erfolg. Sie kämpfen noch immer, aber unter anderen Bedingungen als sie Mitch Walking Elk, der Autor dieser eindrucksvollen Autobiographie, durchmachen musste.
Es ist ein Wunder, was Menschen aushalten können und doch nicht gebrochen werden. Wenn es heute Selbstverwaltung und Autonomie in den Reservationen gibt. Wenn es heute Stammesführer gibt, die auf Augenhöhe mit Regierungsvertretern verhandeln, die sich erfolgreich vor Gericht vor Behördenwillkür wehren – dann ist das die Folge des hartnäckigen Widerstands von Männern wie Mitch Walking Elk, die sich individuell zur Wehr setzten und damit letztendlich die Fronten aufweichten. Mit dem Selbstbewusstsein des Einzelnen wuchs das Selbstbewusstsein der Völker und das Bewusstsein, dass man etwas tun kann, um für seine Rechte einzustehen. Dass es sich lohnt, auch Demütigungen auszuhalten, wenn man ein Ziel vor Augen hat.
Walking Elk zeigt sich in seiner Lebensbeschreibung als eine Persönlichkeit, die häufig in sich zerrissen war. Die Probleme, die seine Herkunft in der weißen Gesellschaft erzeugten, drängten ihn in eine Position, die ihn oft außerhalb des Gesetzes stellte. Ungeschminkt schildert er sein eigenes Fehlverhalten und die Gefängnisaufenthalte.
Wie ein Mann mit einer solchen Vergangenheit zu einem respektierten Künstler aufsteigen kann, dessen Talente letztlich international Anerkennung findet, ist bemerkenswert. Im Rückentext dieses Buches heißt es treffend: „Wir nehmen Anteil an einem Menschen, der schon oft vor dem Abgrund stand oder sogar darüber hinaus war, und es doch geschafft hat, sein Selbst zu behaupten und sich nicht aufzugeben …Ein bewegender Einblick in das Leben eines Musikers und Kämpfers und in einen unbeugsamen Mann.“
Das Buch ist kontrovers und manchmal polarisierend, aber es mit keiner Zeile langweilig. Es regt zum Nachdenken an, und es fesselt. Es lässt niemanden unberührt. Dietmar Kuegler
Mitch Walking Elk There will be no surrender
Die Tsistsistas/Cheyenne
Am 29. November 1864 hatten die südlichen Cheyenne und Arapaho ihre Lager an einem Ort im südöstlichen Colorado aufgebaut. Dieser Ort wurde Sand Creek genannt. Beide Stämme gehörten zur Sprachfamilie der Algonkin; sie hatten ähnliche Bräuche und waren eine lange Zeit Verbündete.
Während dieser Zeit gab es gravierende Rassenkonflikte zwischen den Weißen und den Cheyenne, den mit ihnen verbündeten Arapaho und den anderen Stämmen. Häuptlinge beider Stämme, der Cheyenne und der Arapaho hatten an einer Friedenskonferenz mit dem Gouverneur des Staates Colorado, John Evans, teilgenommen; das glaubten sie jedenfalls. Doch bereits vor den Verhandlungen hatte Gouverneur Evans den Kongress in einer offiziellen Anfrage um die Sendung von Truppen gebeten, um den „großen Indianeraufstand“, wie er es interpretierte, effektiv niederschlagen zu können. Da der Kongress zu diesem Zeitpunkt mehr mit dem Bürgerkrieg beschäftigt war, wurde die Entsendung von Truppen verweigert, jedoch billigte der Kongress die Aufstellung eines Freiwilligen-Regiments, das 3. Colorado Freiwilligen-Regiment, das sich für einen bestimmten Zeitraum um das besondere Problem kümmern sollte. Kopf dieses zusammengeworfenen Haufens war der Methodistenprediger John M. Chivington, der auf Grund beeindruckender Führungsqualitäten im Bürgerkrieg zum Oberst befördert worden war.