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G. D. Brademann

Comanchen Mond

16,90

Lieferbar: Ein packender Roman über die Comanchen.

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Comanchen Mond

1838 ist das Grenzgebiet zur Comancheria ein einziges Schlachtfeld. Bei einem blutigen Zusammentreffen zwischen Siedlern und einer kleinen Gruppe Comanchen werden eine junge Frau und drei kleine Kinder gefangengenommen. Ihr weiteres Schicksal nimmt seinen Lauf, als sie das Lager der Antilopenbande im Llano Estacado erreichen. 33 Jahre später ist der Krieg mit den Weißen noch immer nicht beendet. Oberst Mackenzie dringt mit Teilen seiner vierten Kavallerie bis in den Blanco Canyon vor. Auch die kleine Antilopenbande schickt Krieger zu Quanah Parker, einem Kriegshäuptling, um sich den Eindringlingen entgegen zu stellen.

Während die kleine Gruppe Quahari, wie sie sich jetzt nennen, den Sommer an einem der Quellflüsse des Red River verbringt, reitet Running-Fox in ihr Lager. Summer-Rain, das Mädchen, das vor sieben Wintern unter mysteriösen Umständen zur Antilopenbande gekommen war, hat ihm den Kopf verdreht. Es bleibt keine Zeit für die beiden, denn die Nachrichten über den Krieg mit den Weißen sind besorgniserregend. Um ihrem Volk zu helfen, unternimmt Summer-Rain eine gefahrvolle Reise in den Norden.

Als sie nicht zurückkehrt, macht Running-Fox sich auf, um sie zu suchen. Doch auch die Armee der Vereinigten Staaten ist längst unterwegs, um Jagd auf die Comanchen zu machen. Derweil wird Summer-Rain von dem Trapper John Black aufgenommen und erlebt eine Welt, die von Banditen, Erbschleichern, Gewalt und Kaltschnäuzigkeit geprägt ist … aber auch John Black hat eine tragische und grausame Geschichte zu erzählen.

Rezension im Amerindian Research Hft 1/ 2021

Die in die Gebiete der Prärieindianer vordringenden Siedler nannten die gefürchteten Nächte des Vollmonds "Comanchenmond". Besonders dann mussten sie mit Überfällen der Ureinwohner rechnen, die sich gegen ihre Verdrängung und die Zerstörung ihres Lebensraums zur Wehr setzten. Um diese Nächte und überhaupt die kriegerischen Auseinandersetzungen, bei denen die US-ame- rikanischen Truppen Massaker unter den Ureinwohnern anrichteten, um die Konflikte zwischen den verschiedenen Gruppen der heute als "First Nations" bezeichneten indigenen Völker und ihren Widerstand gegen die ihnen aufgezwungenen Beschränkungen des Lebensraums mittels Reservaten, um die Beziehungen zwischen Individuen aller Seiten, Mischlinge oder "Halbblut", die um ihre Position unter den erzwungenen Auseinandersetzungen kämpfen mussten, um die Überheblichkeit des "weißen Mannes" gegenüber den Einheimischen, über die sozialen Differenzen und das Verhalten derjenigen, die sich mittels Raub und Mord in diesen prekären Situationen zu bereichern versuchten – um all dies geht es, bezogen auf die ersten Jahrzehnte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Plains, den Prärien des Südwestens der heutigen USA. Auch wenn ausdrücklich erklärt wird, dass die beschriebenen einzelnen Personen und ihre Handlungen frei erfunden sind, ist doch deren Charakter aus bekannten Individuen und Aktionen in den historischen Quellen herauszufiltern, und dies hat die Autorin in jahrlangen Recherchen geleistet. Sie lässt die Handlungen in Hinblick auf deren historische Wurzeln in Gedanken und verbalen Äußerungen der Protagonisten unterschiedlicher soziopolitischer Herkunft und Eigenpositionierung sowie in deren Zukunftsvisionen verständlich werden. Lebensträume und Weltbild, besondere Rituale und Aktivitäten in kriegerischen Auseinandersetzungen in ihrer Vielfalt entsprechend der Einbindung in soziale und ethnische Gruppen werden sichtbar gemacht. In unterschiedlichsten Szenarien begegnet man immer wieder Personen, die für die Schilderungen wichtig sind und so die historische Entwicklung beispielhaft verständlich werden lassen. Mit ihrer klaren Haltung zugunsten der Ureinwohner und deren Kampfes für Leben und Überleben in jenen brutalen Zeiten steht die Autorin nicht alleine. Aber sie versteht es wunderbar, zwischen der Beschreibung der Umwelt und deren Wahrnehmung durch die handelnden Personen einerseits und der Handlungsabläufe andererseits einen Bo- gen zu spannen, der bis zur letzten Seite anhält. Dabei haben ihre persönlichen Erfahrungen des Umgangs mit Pferden eine großartige Ergänzung der Darstellung von Handlungsabläufen ergeben. Sie vermag die Beziehungen der Prärieindianer zu ihren Pferden, das Zusammenwirken von Mensch und Tier in dieser neuen Kultur der Nutzung von Pferden, eindrucksvoll bis in Details wiederzugeben.

Es bliebe zu durchdenken, ob es nicht eine andere Möglichkeit gegeben hätte, die indianischen Eigennamen den Lesern gut zu offerieren. Die englische Variante ist gerade bei den indigenen Gruppen, die ihrer Vereinnahmung durch die Gesellschaft der englischsprachigen "Weißen" entgegenstanden, nicht besonders glücklich. Vielleicht wäre die deutsche Übersetzung, kursiv gesetzt, für ein deutsches Leserpublikum besser gewesen. Auch sind die Kapiteleinteilungen, noch dazu nur mit Nummern und ohne inhaltlich bestimmte Überschrift – mal wirklich zu einem ganz anderen Szenarium vorgenommen, manchmal aber auch mitten in einen Handlungsablauf gesetzt, nicht sehr glücklich, und da Hinweise in einer Liste, auf welcher Seite die einzelnen Kapitel beginnen, fehlen, auch eigentlich für den Leser absolut unbrauchbar. Man braucht Zeit – vielleicht im Urlaub? – und ein Lesezeichen, damit man weiß, wo man das Buch wieder aufschlagen muss.

Jeder Leser, der sich voller Wissbegierde diesem Buch gewidmet hat, wird dem Versprechen "Fortsetzung folgt" entgegenfiebern.            UTS

 

Rezension im Magazin für Amerikanistik Heft 1 /2021

 

Der amerikanische Westen wurde nicht nur mit Planwagen und Pflug, sondern auch mit Gewalt und Blut in Besitz genommen. Über Jahrzehnte war er ein Schlachtfeld, in dem zwei Kulturen aufeinandertrafen, wie sie gegensetzlicher nicht sein konnten und die sich gegenseitig nichts schenkten. Im amerikanischen Südwesten, in den Gebieten, auf denen sich heute Texas und Oklahoma befinden, bis zur mexikanischen Grenze, waren die Comanchen die Herren. Ihre Jagdgründe waren allgemein als die „Comancheria“ bekannt. Dieses Wort hatte für die frühen Eindringlinge einen schrecklichen Klang. Tatsächlich tobte hier ein nicht enden wollender Krieg zwischen den eingeborenen Völkern und den Kolonisten. Nach über 90 Jahren der erbitterten Auseinandersetzungen, konzentrierten sich die letzten Kämpfe auf den sogenannten „Panhandle“ von Texas. Diese historischen Hintergründe bilden die Kulisse für diesen großen Indianerroman von G. D. Brademann.

Den Leser erwartet eine epische, weitgefächerte Erzählung mit großartigen Landschaftsbildern, starken Charakteren und einer eindringlichen kulturellen Schilderung. Die elementare Kraft einer kolonialistischen Auseinandersetzung wird mit emotionalen Bildern reflektiert. Dietmar Kuegler

 

Sommer 1839

Die sechs Comanchen waren den ganzen Morgen über einem fast ausgetrockneten Flusslauf gefolgt. Endlich hielten sie die Pferde an, saßen ab und ließen sie im schlammigen Wasser saufen. Noch hafteten an ihnen die Spuren ihres letzten Überfalls. Ihre Gesichtszüge konnte man trotz der verschmierten Kriegsbemalung noch gut erkennen. Büffelhörner, mit Hauben auf ihren Köpfen befestigt, gab ihnen ein drohendes, ja, furchteinflößendes Aussehen, fast wie die Büffel selbst.
Ihre Pferde begannen das spärliche Gras neben dem Flussbett abzugrasen. Die Krieger trugen Leggins, die ihnen bis in den Schritt reichten und dort mit Bändern aus Leder an den Hüften festgebunden waren. Darüber hing ein einfaches schmuckloses Lendentuch.
Einer von ihnen – groß, hager, sehnig, mit Schultern, die noch nicht völlig ausgewachsen waren – stand neben einem Schimmel. Obwohl die meisten Comanchen eigentlich keine Schimmel bevorzugten, ja, sie sogar oftmals als Unglücksboten ansahen, hatte er seine Liebe für sie entdeckt. Seine blauschwarz schimmernden Haare trug er offen. Gleichmäßige Züge, eine gerade Nase, ein voller, sinnlicher Mund, nur leicht hervorstehende Wangenknochen und ein kräftiges breites Kinn kennzeichneten ihn als einen gutaussehenden Mann. Ja, er war schön und jung – höchstens sechzehn oder siebzehn Winter alt, genau wie die anderen vier auch. Einer, den sie Antelope-Son nannten, war älter – sehr viel älter. Er zählte vierzig Winter und war ihr Anführer. Die jungen Krieger hatten sich diesem erfolgreichen und angesehenen Mann angeschlossen, um ebenfalls ihren Mut im Kampf zu beweisen. Obwohl sie in diesem Sommer weitab von ihren Grenzgebieten im Llano Estacado lebten, wussten sie durch einen Besuch im Lager befreundeter Kotsoteka-Comanchen, was sich hier an ihren Grenzen abspielte.
Nun waren sie hier. Voller Wut auf die ungebetenen Eindringlinge, die ihre Jagdgebiete nicht achteten, wollten sie sie das Fürchten lehren, ihre Skalps nehmen, Beute machen – vor allem Beute machen und ihnen zeigen, mit wem sie sich hier einließen. Das Kriegshandwerk beherrschten sie perfekt – so wie die Jagd, die ihnen zugleich eine große Freude war. Das wurde ihnen von Kindheit an beigebracht. Manch einer von ihnen hatte bereits mit vierzehn seinen ersten Feind getötet.
Von den sechs Kriegern machte besonders einer einen arroganten, überheblichen Eindruck. Eng zusammenstehende, dunkelbraune Augen blickten streng unter den Wülsten ausgezupfter Augenbrauen hervor. Sein Mund war nur ein einziger schmaler Strich. Den Namen Icy-Wind hatten ihm seine jungen Begleiter erst vor zwei Monden gegeben. Damals war er mit einigen anderen jungen Kriegern auf ein kleines Pawneedorf gestoßen. Wie ein Wirbelsturm hatten sie es überfallen, die Menschen auseinandergetrieben, aber weder Gefangene noch einen einzigen Skalp erbeutet. Als sie weiterzogen, brüstete sich der junge, arrogante Krieger, wie ein Icy-Wind über seine Feinde gekommen zu sein, so dass sie sich frierend und zitternd verkrochen hätten. Seitdem nannten sie ihn nur noch so. Ein Spitzname, den er lieber hörte als seinen anderen Namen, den er mit vierzehn Wintern empfangen hatte: The-One-Who-Should-Not-Look-Back. Nein, dann schon lieber Icy-Wind.

Einen Blick auf seine Pferde werfend, die in Rufweite standen, nahm er den Köcher von seinem Rücken, neben dem an über Kreuz verknoteten Rohlederriemen sein Tomahawk und ein ausgehakter Bogen hingen. Seine rechte Hand hielt dabei noch immer die Lanze. Jetzt warf er sie mit aller Kraft in den harten, ausgetrockneten Boden. Zitternd und schwankend blieb sie dort stecken.
Ein anderer der sechs Krieger – kleiner als seine Kameraden, vielleicht fünfeinhalb Fuß groß und von gedrungener, etwas fülliger Gestalt – beschäftigte sich bereits damit, seine Sachen nach Proviant zu durchsuchen. Weil er fündig wurde, hellte sich sein rundes, gutmütiges Gesicht auf, und er packte ein fest verschnürtes Bündel mit Trockenfleisch aus. Die anderen sahen sich verstehend an, nickten ihm verschmitzt zu und suchten dann selbst nach einem geeigneten Lagerplatz für sich, um ihre spärlich gewordenen Vorräte hervorzukramen.
Inzwischen steckten drei mit Skalps behängte Lanzen zusammen mit den drei anderen ohne Kriegsbeute nebeneinander hinter den Kriegern. Während sie aßen, wurden kaum Worte gewechselt; jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Das Prahlen mit ihren Taten konnte warten, bis sie zu Hause waren. Die Kriterien, mit denen sie dort beurteilt werden würden, waren Tapferkeit, Mut und natürlich Freigebigkeit.

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