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Brita Rose-Billert

Sheloquins Vermächtnis

36
1
9,90

Erschienen: Der neue Kanada-Roman von Brita Rose-Billert! Mounties, Kanada und First Nation (Taschenbuch)

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Sheloquins Vermächtnis

Staff Sergeant Ben Clifford der RCMP ist nicht gerade erfreut, als in seinem Distrikt ein Mord geschieht - und das ausgerechnet vier Wochen vor seiner Pensionierung. Dabei ist Hope, die kleine, verträumte Stadt in British Columbia, der wahrscheinlich friedlichste Flecken auf der Landkarte. Clifford hofft auf die Hilfe des Eingeborenen Cody White Crow. Niemand ahnt, dass auch dieser in großer Gefahr schwebt. Killer jagen ihn, als er seinem Bruder das Land des alten Sheloquin zeigt. Sein Leben verdankt Cody schließlich Montaya Sunroad, einer Squamish Indianerin und seinem treuen Wolfshund Mellow. Doch ein Mörder läuft noch immer frei herum. Seltsame Dinge geschehen, die immer mehr Fragen aufwerfen. Selbst der Staff Sergeant verstrickt sich tief in das gefährliche Netz aus Lügen und Verrat.

Die Autorin präsentiert spannende Abenteuer mit starken Charakteren um die Natives im modernen Amerika des 21. Jhd., die Hillermans Ethnokrimis in nichts nachstehen. (Amerindian Research)

Rezension im Magazin für Amerikanistik 1/2020

Die Autorin hat ein geschickt konstruiertes Puzzle zusammengetragen, in dem Intrigen und verschleierte Verbindungen immer wieder zu Wendungen führen, die den Spannungsbogen aufrecht erhalten. Sie hat damit einen Gegenwartsroman geschaffen, der ein aktuelles Thema im indianischen Kulturkreis aufgreift und dem Leser das schwierige Leben zwischen Reservation und Mainstream plastisch vor Augen führt. Ein Leben, das für einen Mitteleuropäer ohne Landeserfahrung in Norda merika manchmal kaum zu begreifen ist und daher häufig in blanken Klischees versinkt. In diesem Roman wird die Situation jenseits der touristischen Hochglanzprospekte, der reale Alltag in einem Gebiet, in dem Wildnis" nicht nur ein abstraktes Wort ist, sondern Realität, ohne Romantik geschildert. Hier begegnet man Menschen, die eine Gedankenwelt in sich tragen, die unserem Leben weit entfernt ist.Eine Leseerfahrung, die man in sich aufnehmen sollte. D. Kuegler --Magazin für Amerikanistik 1/ 2020

Es war Abend. Kühle Luft breitete sich aus. Mit der untergehenden Sonne zogen blaue Nebelschwaden in die Täler. In den Bergen lag noch Schnee, auch wenn der Frühlingsmonat Mai gerade Einzug gehalten hatte. Ein alter Mann stand auf der Veranda seines Holzblockhauses, das sich auf einer Lichtung mitten im Wald befand. Die krummen Beine des Mannes steckten in Jeans und Lederstiefeln. Fast reglos verharrte er, an die Hauswand gelehnt, und blickte über das Land. Es war sein Zuhause, mitten in der Wildnis der Rocky Mountains, oben am Isollilock Peak, südwestlich der kleinen Stadt Hope. Der Atem verflüchtigte sich mit zartem Rauch vor Mund und Nase. Es roch noch immer nach Schnee. Langsam löste er sich von der Hauswand und trat drei Schritte nach vorn. Es schien ihm schwer zu fallen. Der Alte zog das rechte Bein nach, als wollte es ihm nicht mehr gehorchen. Die rotkarierte Steppjacke hatte er geschlossen und den Fellkragen hochgeschlagen. Ganz in typischer Holzfällermanier war er gekleidet. Nur seinen Kopf hatte er nicht bedeckt, sodass sich sein eisgraues Haar kaum merklich im Wind bewegte. Der alte Mann verschränkte seine Arme und lehnte sich auf das Geländer seiner Veranda. Er musterte die Berge, den Wald und den klaren Bergsee, direkt vor seinem Haus, aufmerksam, obwohl er seit Jahrzehnten kaum etwas anderes gesehen hatte. Er kannte jeden Baum, jedes Tier und jeden Wassertropfen im See. Der schimmerte blaugrün und spiegelte seine Umgebung wider.
Still war es.
Der alte Mann schien nachzudenken.
Stolze dreiundachtzig Jahre zählte er. Sheloquin nannten sie ihn. Sheloquin war sein Name, seit er denken konnte. Dass er mit Vornamen Edward hieß, wusste nur er selbst. Er hatte es in all den Jahren nicht vergessen. Aber er hatte es niemandem je erzählt. Sheloquins Land erstreckte sich so weit sein Blick reichte. Er selbst bezeichnete sich als Hüter dieses Landes, und nichts anderes hatte er all die Jahre getan. Die Leute, unten in Hope, kannten und respektierten ihn, auch wenn sie ihn hin und wieder als alten, seltsamen Kauz bezeichneten. Aber selbst das taten sie mit einem freundlichen Augenzwinkern. Sheloquins Frau, eine Skwahla Indianerin, war vor zehn Jahren an einer Lungenentzündung gestorben. Er atmete tief durch und blinzelte.
Ja, es war ein schöner Tag zum Sterben.

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