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Armin Brandt

Die Sioux und der Kampf um Neu-Ulm

19,80

Die detaillierte Aufarbeitung einer Katastrophe: Die deutschen Siedler von Neu-Ulm geraten in den Aufstand der Sioux; erscheint im September

Lieferbar
Die Sioux und der Kampf um Neu-Ulm

Die Geschichte des Aufstandes der mächtigen Nation der Sioux oder Dakota begann am 17. August 1862 bei Acton in Minnesota und endete am  26. Dezember 1862 mit der Massenexekution von 38 Häuptlingen und Kriegern in Mankato.

Der Minnesota Aufstand der Sioux ist eins der traurigsten Kapitel in der Geschichte der USA: Die Dakota wehrten sich gegen Vertragsbrüche und die Willkür der Regierung. Dem Hungertod nahe forderten sie endlich die Herausgabe der versprochenen Lebensmittel. Als der Agent ihnen mitteilte, dass sie doch „Gras essen sollen“, kam es zur Katastrophe.

In diesem Buch wird mit viel Details der Hergang des Aufstands aufgezeigt. Dem Leser wird deutlich vor Augen geführt, wie es zwangsläufig auf beiden Seiten zu Missverständnissen kommen musste. Opfer und Leidtragende waren unschuldige Siedler und betrogene Indianer.

Gnadenlos gehen die aufständischen Sioux gegen unbeteiligte und ahnungslose Siedler vor. Die Ereignisse und die anschließende Strafexpedition werden detailliert aufgezeigt und durch Zeugenaussagen ergänzt.

Leider waren von dem Aufstand besonders viele deutsche Siedler betroffen, deren Schicksal hier beleuchtet wird.

Die Sioux und der Kampf um Neu Ulm – Rezension im Magazin für Amerikanistik 1/ 2022

 

Der Aufstand der Minnesota-Dakota war wohl der größte und verlustreichste Indianerkrieg westlich des Mississippi mit schätzungsweise bis zu 800 Menschenopfern. Die meisten davon waren deutsche Siedler, die an dem skrupellosen Betrug, denen die Indianer dieser Region ausgesetzt waren und der diese furchtbare Auseinandersetzung auslöste, völlig unschuldig waren. Im Gegenteil hatten sie in der Regel in friedlicher Nachbarschaft mit den Indianern gelebt. Sie zahlten den Preis für eine verfehlte Indianerpolitik, betrügerische Agenten und pflichtvergessene Beamte in Washington und vor Ort. Die deutschen Siedler, deren Spuren bis heute in Minnesota zu finden sind, hatten sich hier angesiedelt, weil die klimatischen und landwirtschaftlichen Bedingungen sie an ihre alte Heimat erinnerten. Bis heute sind deutsche Familiennamen wie Hansen, Radtke, Thies im ganzen Staat anzutreffen. Sie hatten die Indianer nicht betrogen. Sie waren die Opfer dieses ebenso grausamen wie überflüssigen Krieges.

Der Aufstand überraschte nicht nur die friedlichen Siedler, sondern auch die Behörden, die mit Brutalität reagierten. Im Osten und Süden des Landes tobte der Bürgerkrieg, so dass es überwiegend Freiwilligentruppen waren, die den Aufstand der Sioux niederschlugen. Der Bürgerkrieg war auch der Grund dafür gewesen, dass man den Vertrag mit den Dakota einfach „vergessen“ hatte und die Lebensmittellieferungen nicht kamen. So ungerecht der Angriff auf die unbeteiligten und ahnungslosen Siedler war, so ungerechtfertigt war die militärische Strafexpedition gegen die Sioux. Bis heute gibt es in Minnesota bittere Gefühle. Der Krieg ist jetzt 160 Jahre her, das ist im historischen Rückblick nicht viel. Noch in unserer Zeit haben Menschen gelebt, die von ihren Großeltern Geschichten über diese schrecklichen Monate gehört haben, und in New Ulm stehen nur noch wenige Gebäude, die den Angriff der Indianer überstanden haben. Zeitweise gab es bittere Auseinandersetzungen um die Errichtung von Gedenktafeln durch die historische Gesellschaft des Staates, auf denen das Unrecht gegenüber den Indianern Erwähnung fand. Seltsamerweise stehen diese Ereignisse auch in den USA meistens im Schatten der großen Indianerkriege auf den westlichen Plains. Hier in Deutschland ist der Minnesota-Krieg, obwohl die meisten Opfer deutsche Auswanderer waren, faktisch vergessen. Dabei zeigten sich hier alle Charakteristika des „Clash of Culture“, wie diese Zeit in den USA inzwischen eingestuft wird. Man sollte sich daran erinnern. Ein sehr lesenswertes Buch. Dietmar Kuegler

 

 

Amerindian Research 1/ 2022

Wie der Titel verrät, steht der sogenannte Dakota- "Aufstand" von 1862 in Minnesota, konkret die Verteidigung der überwiegend von deutschen Auswanderern bewohnten Siedlung Neu-Ulm im Mittelpunkt der Schilderungen.

Die Santee-Dakota hatten in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen großen Teil ihres Territoriums im späteren Bundesstaat Minnesota vertraglich an die USA ab- getreten und erhielten dafür Garantien für ein verbleibendes Reservationsgebiet sowie für eine Übergangszeit die Zusicherung jährlicher Unterstützungszahlungen, bis die Landwirtschaft die Lebensgrundlage bilden konnte. Der Autor erklärt diese Situation und arbeitet heraus, dass die Bewohner der Reservation infolge von Missernten sowie aufgrund organisatorischer Probleme in ernste Schwierigkeiten gerieten und Hunger litten, als die versprochenen Jahreszahlungen ausblieben. Das in Unverständnis ihrer Notlage arrogante Auftreten mehrerer Reservationsangestellten veranlasste die Indianer zu verzweifelten Gegenmaßnahmen. Sie erhoben sich zu einem Aufstand, massakrierten hunderte Siedler, die in der Nähe der Reservation lebten, und griffen neben kleineren Siedlungen auch das Städtchen Neu-Ulm an. Unter den Opfern befanden sich zahlreiche Frauen und Kinder. Es dauerte mehrere Monate, bis Armee und Milizen den Aufstand unterdrücken konnten.

Detailliert schildert der Autor die Ereignisse und es ist unverkennbar, wem seine Sympathien und sein Verständnis gelten und wem nicht. "Der Sioux-Überfall auf Neu-Ulm – Standhafte Bürger wehren sich" (S. 275), heißt eine Kapitelüberschrift. Es klingt dann auch eher romanhaft, wenn indianische Übergriffe kommentiert werden:

"Vorerst konnten die Sioux an keinen weiteren Weißen ihren Blutdurst und Blutrausch stillen", heißt es auf S. 99 im Zusammenhang mit dem Massaker am Spirit Lake, das den im Buch geschilderten Ereignissen einige Jahre vorausging. Es befremdet auch, dass die Dakota durchweg mit ihrem historischen Feindausdruck "Sioux" genannt werden. Aber das passt gut zu dem Begriff "Die Wilden …", den der Autor auf S. 161 im Zusammenhang mit den Dakota gebraucht. Von einem heutigen Sachbuchautor möchte man vielleicht eine distanziertere Ausdrucksweise erwarten. Es scheint, als habe der Verlag hier ein hohes Maß an "Toleranz" geübt.

Die sachlichen Fakten der geschilderten Ereignisse sollen hier nicht angezweifelt werden, auch nicht die unbeschreibliche Brutalität vieler Übergriffe gegenüber den eingewanderten Siedlern, deren einzige "Schuld" darin bestand, von der Regierung der USA eine Landparzelle erworben zu haben, die vorher in einem Vertragswerk von Indianern abgetreten worden war. Der Autor lässt an mehreren Stellen einzelnen Indianern Gerechtigkeit widerfahren, indem er schildert, wie sie unter Lebensgefahr weiße Siedler zu retten und in Sicherheit zu bringen versuchten.

Der Rezensent stellt sich die Frage, welchem Zweck es dient, wenn über mehrere hundert Seiten in gefühlt endloser Abfolge unzählige Einzelschicksale von Menschen ausführlich beschrieben werden, welche erschlagen, zerhackt, aufgeschlitzt oder vergewaltigt wurden. Wenn es auf Seite 175 von einem Fährmann heißt: "Sein Leichnam wurde ausgeweidet", so klingt das schon fast harmlos. Wissenschaftlichen oder dokumentarischen Zwecken dient die ausführliche Schilderung der Gewalt- taten auf keinen Fall, denn nirgends finden sich konkrete Verweise auf das Literaturverzeichnis.

Nach all den blutigen Schilderungen fühlt sich der Leser erleichtert, dass Armee und Miliz die Aufständischen endlich internieren oder wenigstens vertreiben konnten. Die Pläne der örtlichen Behörden, mehrere hundert gefangene Dakota hinzurichten, wurden von der Regierung Lincoln dahingehend reduziert, dass nur knapp 40 Männer zum Tode verurteilt und gehängt wurden. Der Autor arbeitete hier heraus, dass der Prozess absolut gegen die damals üblichen rechtlichen Grundsätze verstieß, da es für die Indianer keine Verteidigungsmöglichkeit gab und eher Mitläufer als Schuldige, in wenigstens einem Fall auch ein Unschuldiger aufgrund einer Namensverwechslung zum Tode verurteilt wurden.

Trotz der hier geäußerten kritischen Worte mag man als Interessent das Buch durchaus zur Kenntnis nehmen, denn die Ereignisse werden faktenreich und in ihrer chronologischen Reihenfolge ausführlich dargestellt. Dass ausgerechnet der Traumfänger-Verlag dieses Buch publiziert hat, muss aber trotzdem verwundern.

RO

Anmerkung: Normalerweise wirft man uns ja eher vor, eine rosarote Brille auszuhaben, wenn es um diese Thematik geht. Hier beschreibt der Autor detailliert eine weniger schöne Geschichte. Das ist natürlich Geschmacksache - aber genau um diese Aufarbeitung ging es dem Autor. Auch die Sprache ist dem gerechnet, obwohl wir sehr wohl versucht haben, zwischen "Zitaten" und Berichterstattung des Autors zu unterscheiden. Sollten wir hier übersehen haben, eine unpassende Formulierung in entsprechende Anführungszeichen zu setzen, so tut uns das Leid.

Der Name "Sioux" stellt jedoch keine rassistische Äußerung dar - sondern ist auch heute noch eine neutrale Stammesbezeichnung, die sich sogar in der Eigenbezeichnung einiger Völker wiederfindet: z. B. Oglala Sioux Tribe, Standing Rock Sioux Tribe, Rosebud Sioux Tribe oder Yankton Sioux Tribe.

Abenteuer in Minnesota
Endlich konnte der Aufbruch der Auserwählten ins Unbekannte beginnen. Von Chicago aus fuhr man zunächst mit der Eisenbahn nach Galena und danach mit einem Mississippi-Dampfschiff nach St. Paul. Athanasius Henle, Franz Massopust und Mr. Walser waren vorausgereist. Beinahe wären sie der Versuchung erlegen, in der Nähe eines Holzhandelsplatzes am St. Croix River zu bleiben. Hierbei handelte es sich um eine Versorgungsstation für Flussdampfer.
Am 26. September 1854 schiffte sich die Gesellschaft auf der „Jeannette Roberts“ in Saint Paul ein. Auf dem Mississippi gelangten sie bis nach Fort Snelling. Von dort ging es den Minnesota River aufwärts, dem Bestimmungsort entgegen.
Athanasius Henle, David Häberle und Mr. Walser zogen es vor, mit einem Pferdefuhrwerk die Reise fortzusetzen. Sie meinten, auf diese Weise die vor ihnen liegende Wegstrecke von rund siebzig Meilen rascher zurücklegen zu können. In Shakopee gelangte irrtümlich eine fremde Reisetasche auf ihren Wagen. Der ihnen nacheilende Sheriff konnte die Angelegenheit rasch klären.
In Henderson, das damals nur aus dem Boarding House eines Mr. Röscher bestand, übernachteten die Reisenden.
Am nächsten Tag gelangten sie zum vier Meilen entfernten LeSueur, lediglich aus drei bis vier Häusern bestehend. Sie hatten die langersehnte neue Heimat erreicht. Der vorgesehene Stadtplatz lag nur noch einige Meilen entfernt, aber jenseits des Minnesota-Flusses, am linken Ufer.
Auf dem Weg dorthin begegneten die Männer drei- bis vierhundert Indianern, kriegerisch geschmückt und wild anzuschauen. Den neuen Siedlern wurde es recht bang ums Herz. Denn sie sahen zum ersten Mal die Herren dieses Landes, die Dakota- oder Sioux-Indianer. In der Hektik geschah ein Missgeschick, denn das Fuhrwerk kippte um. Zu ihrem Erstaunen waren jedoch sogleich hilfsbereite Krieger zur Stelle, die den Deutschen beim Aufrichten und bei der Instandsetzung des Planwagens halfen.
Wenig später trafen die anderen Gefährten auf dem Dampfschiff in LeSueur ein. Gemeinsam begaben sich die Pioniere zum linken Ufer des Minnesota River und erklommen ein von der Flussniederung steil aufragendes Plateau. Als sie sich auf dem gesuchten Stadtplatz einfanden, war die Enttäuschung über das Gelände groß – es gefiel niemandem.

Es war ein ziemlich warmer Septembertag, so dass sich die Reisenden nach Wasser sehnten. Auf dem Stadtplatz konnten sie jedoch keinen Tropfen finden. Nach LeSuer zurückgekehrt, wurde beschlossen, sich nach Traverse des Sioux, vierzehn Meilen entfernt, zu begeben. Es handelte sich schließlich um einen bedeutenden Handelsposten.
Nach dem Dakota-Vertrag von 1851 war eine kleine Siedlung entstanden. Es handelte sich um siebzig Gebäude. Dazu gehörten zwei Hotels, mehrere Kirchen und fünf Tavernen. Schon 1869 war diese Niederlassung endgültig von der Landkarte verschwunden und das Land in die Stadt St. Peter übergegangen.
Im Gästehaus von Traverse des Sioux, das einem Deutschen gehörte, trafen die Reisenden einen Mann, der viel über einen ausgezeichneten Stadtplatz fabulierte. Am nächsten Tag machten sich elf Mann auf, um das angesprochene Gelände in Augenschein zu nehmen. Der Platz befand sich etwa acht Meilen von Traverse des Sioux entfernt, beim Swan Lake. Sie fanden eine weithin ausgedehnte, mit hohem Gras bedeckte Niederung, die auch niemandem gefiel.
Sieben Pioniere kehrten nach Traverse des Sioux zurück. Anathasius Henle, Ludwig Meyer, Franz Massopust und Alois Palmer wollten jedoch das Land westlich vom Schwanensee auskundschaften. Aus der Ferne hatte es recht einladend ausgesehen. Noch immer galt es einen Platz zu finden. Dieser hatte den Statuten des Landvereins – nämlich ein mit Bäumen bewachsener Stadtplatz und zudem an einem Fluss gelegen – und den Wünschen der Vereinsmitglieder zu entsprechen.

Auf eine weitere Erkundung hatten sich die Pioniere in Traverse des Sioux nicht eingestellt. Deshalb mangelte es ihnen nun an Proviant.
Nach einer kalten Nacht, die sie im hohen Präriegras verbringen mussten, wandten sie sich am Swan Lake nach Westen. Sie hatten große Mühe, sich durch das hohe und dichte Gras einen Weg zu bahnen.
Trotz Hunger und Müdigkeit zogen sie unverdrossen weiter. Da stießen sie auf eine Abteilung Soldaten, die sich auf dem Weg zum neu errichteten Fort Ridgely befand. Ein deutschstämmiger Blaurock erbarmte sich seiner deutschen Landsleute. Er gab ihnen ein Stück Speck und eine sehr große Kartoffel. Von dieser Gabe durfte der Leutnant allerdings nichts erfahren.
Nach dem spärlichen Mahl stillte Alois Palmer seinen Durst an einem nahezu ausgetrockneten Bach. Prompt bekam er Fieber. Das hielt ihn aber nicht davon ab, mit den drei Begleitern den Marsch fortzusetzen.

Am Abend sichteten sie eine Hütte. Freudig eilten sie darauf zu. Es war jedoch niemand zu Hause. Wie sich später herausstellte, weilte der Eigentümer, ein Halbblut, gerade auf der Dakota-Agentur.
Die Suchenden schleppten sich weiter. Plötzlich vernahmen sie Kindergeschrei und das Bellen von Hunden. Sie kamen zu einer Hütte, in die ein amerikanischer Neusiedler gerade eingezogen war. Er sah sich jedoch außerstande, den vier Reisenden ein Nachtquartier oder gar ein Essen zu geben.
Der Ansiedler zeigte den Besuchern aber einen Indian Trail, einen indianischen Pfad. Dieser sollte sie direkt zur Niederlassung eines Franzosen bringen. Dort würden sie gewiss Quartier und Verpflegung bekommen. Die Deutschen befanden sich nun rund 34 Meilen von Traverse des Sioux entfernt. Bis zum Nachtquartier mussten sie weitere sechs bis acht Meilen zurücklegen.

Um Mitternacht erreichten sie ihr Ziel, den Little Rock Trading Post des Frankokanadiers Joseph P. LaFramboise (1805 - 1856). Der erfahrene Westmann war zum dritten Mal mit der Tochter eines Sioux-Häuptlings verheiratet und stand in regem Kontakt mit vielen Indianern. Da ein Deutscher als Angestellter bei ihm diente, wurden die Besucher freundlich aufgenommen und mit Kaffee und Trockenfleisch bewirtet. Zur Nachtruhe wies man den Neuankömmlingen einen großen Raum zu, wo zu ihrem Erstaunen schon etwa fünfzig Indianer schliefen. Für die Neulinge war dies eine ungewohnte Art des Zusammentreffens.

Am Morgen stellten sich Henle, Meyer, Massopust und Palmer dem Hausherrn vor. Dieser betrieb bereits seit neunzehn Jahren diesen wichtigen Außenposten der Zivilisation. Der Handelsposten befand sich vier Meilen von Fort Ridgely entfernt. Weitere zwölf Meilen in nordwestlicher Richtung lag jener Platz, wo nach den Plänen der Deutschen das neue Germania in den Vereinigten Staaten entstehen sollte. Das Gelände lag unmittelbar am Minnesota River.
LaFramboise reichte einen Begrüßungstrunk. Dann zündete er eine lange Indianerpfeife (Kalumet) an, die er herumreichte. Er freute sich, dass Deutsche eine Ansiedlung in seiner Nähe planten. Darüber hinaus erklärte er sich bereit, ihnen den besten Platz im weiteren Umkreis zu zeigen. Vor der Hütte zeigte er den Reisenden die weitere Route. Schließlich brachte sein Sohn Joseph die Besucher mit einem Kanu über den Fluss.
Der Handelsposten blieb bis 1856 bestehen. LaFramboise fand die letzte Ruhe auf dem Friedhof von Fort Ridgely.

Die kleine Gesellschaft zog in südöstlicher Richtung weiter. Sie durchstreiften einen schönen Wald und passierten Riesenhecken des wilden Weinstocks (damals häufig mit reifen Trauben beladen). Sie fanden zahlreiche Quellen, überschritten Bäche und wanderten zuweilen über die Prärie. Gegen Abend stießen sie auf einen Indianerpfad, der sie jedoch nicht zu dem gewünschten Ziel – einer Behausung in der Wildnis – brachte.
In finsterer Nacht blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich unter schützenden Bäumen ein Nachtlager zu bereiten. Ihre karge Mahlzeit bestand aus Indianerbrot und Wasser. Die morgendliche Kälte brachte die Männer um den Schlaf. Deshalb wollten sie sich zu einer Kalkbrennerei begeben, von der Fort Ridgely den Kalk bezog.
Die Begegnung mit einem berittenen Halbblut hatten sich die Wanderer allerdings ganz anders vorgestellt. Nun erfuhren sie nämlich, dass der ersehnte Platz noch zehn Meilen entfernt lag. Sie hatten sich verlaufen, ohne das eigentliche Ziel auch nur annähernd erreicht zu haben.
Das Marschieren fiel ihnen zunehmend schwer. Der Hitze des Tages folgte eine sternenklare Nacht. Sie erreichten den Waraju oder Cottenwood River, den bedeutendsten Nebenfluss des Minnesota River. Sie stießen auf zwei leerestehende indianische Behausungen. Jede bestand aus zwei Finger dicken Stangen, in der Runde aufgestellt und mit Rinde überdeckt.

Mit leerem Magen legten sich die erschöpften Reisenden auf einem Rindenholzlager zur wohlverdienten Ruhe nieder. Ihre Gedanken galten den Zurückgebliebenen in Traverse des Sioux. Beim Erwachen stand die Sonne schon hoch am Himmel. Erst jetzt stellten sie fest, dass sie sich in einem Indianerdorf befanden. Die Bewohner waren abwesend. Sie stießen auf einen indianischen Begräbnisplatz. Die eingewickelten Leichen befanden sich in Kisten auf acht Fuß hohen Stangen. Später berichteten die Reisenden, dass die bleichenden Gebeine und grinsenden Schädel nicht einladend anzuschauen gewesen waren.

Schließlich hatten sie ihr Ziel erreicht. Am anderen Ufer entdeckten sie die Kalkbrennerei. Ein Frankokanadier, der gerade des Weges geritten kam, brachte die vier Männer, die sich vor dem schon kalten Wasser scheuten, für 25 Cents Mann für Mann auf einem Pferd über den Cottenwood River. Sie wurden nicht enttäuscht. Die Kalkbrenner versorgten die Reisenden mit köstlichen Speisen. Ausgeruht und neu gestärkt machten sie sich nun auf den Weg nach St. Peter.
Die Schönheit der Gegend in der Nähe des Zusammenflusses von Cottenwood und Minnesota River war für die Anlage einer neuen Stadt in jeder Hinsicht bestens geeignet. Französische Waldläufer hatten der Umgebung den wohlklingenden Namen „Prairie Belle View“ gegeben.

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